Testbohrung an der Gesamtschule Kaufungen macht Weg frei für Geothermie-Nutzung


Um die neuen Unterrichtsgebäude der Integrierten Gesamtschule Kaufungen (IGS) im Winter zu heizen und im Sommer zu kühlen, soll die Glut des Erdinneren angezapft werden.

Vorstoß in 100 Meter Tiefe. (c) Stier
Vorstoß in 100 Meter Tiefe. (c) Stier

Die Hitze des Erdkerns ist in 100 Meter Tiefe zwar nur mit einer gegenüber der Oberfläche um drei Grad höher liegenden Temperatur spürbar. Doch das reicht als Energiequelle. Die Geothermie soll nebst moderner Gebäudedämmung dazu beitragen, den Energieverbrauch an der IGS um 39 Prozent zu senken. In dieser Woche wurde eine Testbohrung 100 Meter tief in den Untergrund des Schulhofes getrieben. Der Geologe Jürgen Winter, Geschäftsführer der Terra Therm Erdwärme GmbH aus Fulda, will aus den Bohrproben die Leitfähigkeiten des Bodens ermitteln.

Davon wird abhängen, wieviele Bohrungen letztlich nötig sein werden, um genügend Erdwärme für die neuen Schulgebäude gewinnen zu können. Geplant wird derzeit mit 15 Tiefenbohrungen. Die per Wärmepumpe gewonnene Ernergie muss ausreichen, um 6000 Quadratmeter Fläche per Bodenheizung zu erwärmen. Im Sommer wird hier das abgekühlte Wasser durchgeleitet, was die Raumtemperatur um zwei bis drei Grad senken soll. Architekt Joachim Döring geht davon aus, dass die IGS nach Ende des Ausbaus – der ist für 2012 anvisiert – nur noch 20 bis 25 Prozent des heutigen Primärenergieeinsatzes benötigen wird.

Die in der Investition etwas teurere Geothermie-Anlage werde sich in zehn bis zwölf Jahren amortisiert haben. Erst einmal in Betrieb genommen, läuft sie nahezu wartungsfrei. An der IGS wird derzeit länger und auch samstags gearbeitet, um den Zeitverlust von acht Wochen durch den harten Winter wieder aufzuholen, berichtete GHT-Geschäftsführerer Jörg Schaal. Die Projektgesellschaft baut die neue Schule im Auftrag des Kreises. Schon am 23. April soll das Richtfest gefeiert werden. Mit zahlreichen Investitionen in den umweltgerechten Betrieb will die IGS die erste Schule in Europa werden, die als “Green Building” zertifiziert ist. Das erfordert aber bei Lehrern und Schülern neue Verhaltensweisen, besonders beim Lüften der Klassenräume. Inzwischen werden dort Ängste laut, die Fenster ließen sich gar nicht mehr öffnen. Diese Befürchtungen will Schaal entkräften.

Die Fenster ließen sich sehr wohl noch öffnen, jedoch müsse sparsam damit umgegangen werden. Die Räume würden automatisch entlüftet, neue Filtersystem halten Staub und Pollen fern und bringen Allergikern Erleichterung. Zudem sollen 80 Prozent der Raumwärme zurückgewonnen werden. Das gehe nicht, wenn ständig die Fenster offenstünden, meinte Schaal. Gleichwohl: Wenn es mal sein muss, gehen auch die Fenster auf.

Von Thomas Stier

Geothermie nutzt Wärme des Erdkerns

Die Geothermie zapft die Hitze des Erdkerns an, die dafür sorgt, dass es alle 100 Meter in die Tiefe um drei Grad wärmer wird. Weil die witterungsbedingte Temperatur nur zehn Meter tief ins Erdreich wirkt, herrschen in 100 Meter Tiefe rund ums Jahr zwölf Grad. In die Bohrlöcher werden Kunststoffrohre eingebracht, durch die ein spezielles Kühlmittel fließt, das die Wärme der Erde aufnimmt. Über eine Wärmepumpe wird Wasser damit auf bis zu 45 Grad aufgeheizt und in die Fußbodenheizung geleitet. Die dadurch abgekühlte Flüssigkeit in den Kunststoffrohren wird ins Erdreich zurückgeleitet und wärmt sich dort wieder auf. Im Sommer steht die Wärmepumpe still, dann wird das Heizungswasser gekühlt, die Raumtemperatur kann dadurch um bis drei zu Grad gesenkt werden. Diese Technik wird inzwischen auch bei gut einem Drittel neuer Einfamilienhäuser genutzt. (tom)

Quelle: http://www.hna.de/nachrichten/kreis-kassel/kaufungen/gesamtschule-kaufungen-wird-durch-erdwaerme-geheizt-gekuehlt-696944.html vom 31.03.2010

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