Rap macht Schule – Schiller und Goethe als Wegbereiter des Rap-Gesangs


Ohne Schiller und Goethe gebe es keinen modernen Rap. Diese These stellte der Rapper Doppel-U bei seinem Besuch in der IGS Kaufungen auf und festigte sie im Verlauf seines gut 1 ½ – stündigen Konzertes mit anschließendem Workshop. Diese Veranstaltung wurde durch den Förderverein der Schule zu einem großen Teil mitfinanziert, wofür wir an dieser Stellen ausdrücklich danken möchten.
Es sei immer wichtig, ehrlich zu sein, und die deutsche Sprache sei das Handwerkszeug, mit dem sich diese Ehrlichkeit auch emotional herausarbeiten und transportieren ließe. Man sollte nie versuchen, sich anders zu geben, als man sei. Dies hätten auch Goethe und Schiller nicht versucht. Der Schlüssel zu ihnen sei aber die Auseinandersetzung mit ihren Texten. Dies sind einige Grundwerte, die der Künstler den Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 7 vermittelte.
Er sei auch nicht gern in die Schule gegangen und habe sich oft genug den fortwährenden Verboten seiner Lehrer/innen widersetzt. Balladen habe er lieber gerappt, ganz zum Leidwesen seiner Deutsch-Lehrerin, berichtete er schmunzelnd seinen nicht weniger erheiterten Zuhörern und Zuhörerinnen. Allerdings habe sich ihm dadurch ein ganz neuer Zugang zur deutschen Lyrik erschlossen.
Diesen Zugang und seine modernen Interpretationen hat er in dem Workshop den Schülerinnen und Schülern näher gebracht. Er rappte sich unter anderem durch Schillers Gedichte „Der Pilgrim“ und „An Minna“ und zeigte an Goethes Ballade „Der Zauberlehrling“ eindrucksvoll auf, wie sich ein solcher Vortrag, gestützt durch Gestik und Mimik und unterlegt mit einem modernen Beat und geheimnisvoller musikalischer Begleitmotivik, in eine großartige Ein-Mann-Show transformieren lässt.
Während seines Konzertes erzählte der Künstler über das Leben beider Dichter und schlug so die Verbindung zwischen den ausgewählten Werken von Goethe und Schiller und ließ ganz nebenbei wichtige Informationen einfließen. Er vermittelte seinen Zuhörern und Zuhörerinnen den Wert der Worte als ein hohes Gut, über das jeder Mensch verfügt.

Der Höhepunkt der Veranstaltung war sicherlich, als die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit dem Künstler Schillers „Punschlied“ und Goethes „Erlkönig“ gerappt haben. Mit Tipps und Tricks rund um den Rap-Gesang gewappnet, stimmten knapp 150 Schüler und Schülerinnen in eine etwas andere Lyrik-Präsentation mit ein.
Der aus Weimar stammende Künstler hat mit seinem Projekt „Rap macht Schule“ ein schülernahes und bereicherndes Konzept geschaffen, dass sich als durchaus lohnenden Abschluss des schulischen Arbeitens mit der Gattung „Ballade“ betrachten lässt.
Er schloss die Veranstaltung, indem er auf Schülerwunsch einen seiner eigenen Songs für die Zuschauer performte. Es handelte sich um einen tiefsinnigen Song, der sich durch seinen Text stark von den gängigen Rap-Songs unserer Zeit distanziert. Ein gelungener Abschluss, da er die Werte nicht nur in der Schule vermittelt, sondern sie auch wirklich umsetzt. Abschließend hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, Selfies mit dem Künstler zu machen oder sich Autogramme zu holen.

A. Strüder