Programmieren für die Zukunft


14-jährige Schülerpraktikantin entwickelt an der Uni einen Roboter und übt für ihren Traumberuf
VON VA L E R I E SCHAUB
KASSEL. Auf dem Bildschirm vor Charlotte Ahrendts reihen sich Klammern, Pfeile und Buchstaben aneinander. „Das ist die Programmiersprache C“, sagt sie. Die hat die 14-Jährige im letzten Semester am
Institut für Elektrotechnik gelernt und wird damit nun als Schülerpraktikantin einen Roboter programmieren.
Normalerweise sitzt Charlotte tagsüber auf der Schulbank an der Gesamtschule in Kaufungen. Nun ist ihr Arbeitsplatz an der Uni. Den hat sie sich für das schulische Betriebspraktikum selbst ausgesucht.
Und weil sie dafür die Programmiersprache C beherrschen muss, hat sie sich in Absprache mit dem Institut kurzerhand in eine Vorlesung eingeschrieben und an Übungen teilgenommen.
Den Stoff lernte die Schülerin abends, zwischen Orchester und Sport. „Die Klausur hab ich auch mitgeschrieben“, sagt sie. Und mit 2,7 bestanden, betont ihr Betreuer Adrian Calma. Ziel ihres Praktikums ist es, den kleinen Roboter Asuro so zu programmieren, dass er den schnellsten Weg aus einem Labyrinth findet. Auch wenn Calma dieWände umsteckt und sich die Wege verändern. Mithilfe eines Infrarotsteckers werden die am Computer programmierten Befehle an den Roboter weitergegeben.
„Zuerst muss der Roboter das Labyrinth kartieren“, erklärt Calma vom Fachgebiet „Intelligente eingebettete Systeme“. Mit Ultraschall misst der Roboter die Abstände zu den Wänden undmerkt sie sich. Programmiert hat Charlotte vorher schon. In ihrer Schüler-AG, in der auch viele ihrer Freunde sind. Allerdings in einer einfacheren Sprache. „In der Sprache C muss man bestimmte Befehle kennen“, erklärt die Schülerin.

Durch das Labyrinth: Charlotte Ahrendts setzt Roboter Asuro testweise auf den schwarzen Streifen. Betreuer Adrian Calma (li.) steckt die Wände um. Foto: Schaub.
Durch das Labyrinth: Charlotte Ahrendts setzt Roboter Asuro testweise auf den
schwarzen Streifen. Betreuer Adrian Calma (li.) steckt die Wände um. Foto: Schaub.

„Charlotte ist sehr motiviert“, sagt ihr Betreuer Calma. „Ich musste mit ihr kämpfen, dass sie auch eine Pause macht.“ ZwischenBratsche-Üben und Turnen tüftelt Charlotte jetzt auch in ihrer Freizeit öfters an den Zeichencodes herum.
„Ich lerne hier, dass ich ein Problem auch selbst lösen kann“, sagt die Schülerin. Viele ihrer Schulkameraden sind für das Praktikum in Betriebe wie den Kindergarten gegangen. Am Fachbereich hat Charlotte einen eigenen Arbeitsplatz. „Sie ist schon ziemlich selbstständig und kommt sehr flott voran“, sagt Calma.
Auch beruflich will die 14-Jährige mal programmieren. „Das ist mein Wunsch.“ Auch für das Hacken interessiert sich Charlotte. Dabei gelangt man durch Veränderungen an Codes in fremde Computersysteme. Seit Charlottes Anfrage an den Fachbereich ist es grundsätzlich möglich, für Schüler ein Praktikum zu machen.
„Natürlich nicht in einem großen Umfang“, erklärt Professor Dr. Bernhard Sick vom Fachbereich. Dafür versuchen sie, so individuell wie möglich auf die Schüler einzugehen.
Charlotte ist die zweite Schülerpraktikantin.
Quelle: HNA vom 07.07.2016

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