Kultcafé 2018 – wer es verpasst hat, hat was verpasst










Es war voll in der Bücherei der IGS – sogar so voll, dass Besucherinnen und Besucher stehen mussten, um etwas sehen zu können, doch keiner hat sich beklagt. Denn die Darbietungen an diesem ungewöhnlichen Ort, waren absolut sehenswert.
Das Konzept ist sowohl wirkungsvoll als auch nachhaltig. Die normalen, alltäglichen Arbeitsergebnisse aus dem Unterricht, kombiniert mit der Kleinkunst, die in den Musik-AGs oder im Kunstunterricht entstehen, sollten in einem angemessen Rahmen präsentiert werden können. Und was könnte angemessener für einen Kult(ur)abend sein als inmitten von Literatur stattzufinden.Es begann mit den Jüngsten. Die Klasse 5 hat im Unterricht die Stimmung von Bildern eingefangen und in Musik verwandelt. Es war deutlich zu spüren und zu hören, welche Auseinandersetzung stattgefunden haben muss, bis es zu dem gezeigten Ergebnis gekommen ist.Und auch die nächste Gruppe, vier Cellistinnen und Cellisten mit ihrem Lehrer, die mit einem eigentlich einfachen Kanon den ganzen Raum in ihrem Bann zogen. Hier war eine Gemeinschaft zu hören, die sehr gut aufeinander eingestimmt war. Der Zusammenklang war eindrucksvoll und die Kinder haben gezeigt, dass sie nicht nur gelernt haben auf ihrem Instrument zu spielen, sondern auch aufeinander einzugehen.
Und so ging es weiter, mit zwei Liedern der Gitarren AG. Hier saßen Spielerinnen und Spieler, die ihre Instrumente auf verschiedenen Niveaus beherrschten und wirkungsvoll zusammenspielten und – jeder auf seinem Niveau – zu einem ausdrucksvollen Gesamteindruck beitrugen.Und dann kam etwas anderes, etwas, das wir alle kennen. Jeder von uns hat wahrscheinlich Balladen auswendig lernen müssen, „Die Glocke“ (furchtbar lang), „Die Bürgschaft“ (schon besser, aber auch noch viel) oder „John Maynard“ (dramatisch und eineinhalb Seiten hat das auch). Auch die Klasse 7, die „Den Handschuh“ und „Herr von Ribbeck von Ribbeck im Havelland“ bearbeitet hatte, beschäftigte sich mit dem Thema und sie wird es vermutlich nicht so schnell vergessen. Balladen mit Geräuschen zu untermalen oder im nachdenklichen Rückblick mit den Hauptpersonen in Kontakt zu treten, ist ein witziger und auch ein nachhaltiger Weg sich mit diesen schwierigen Texten auseinanderzusetzen. Und für das anwesende Publikum war es sicher ein Genuss.

Dazu passte dann auch die nächste Gruppe, ihre Lieder – Stücke aus dem Film „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ – erzählten ebenfalls eine Geschichte. Denen, die den Film kennen, wird sofort der verkannte Musiker im Kopf sein, der als Hilfslehrer arbeiten muss. Aber auch die anderen wurden von den Schülerinnen und Schülern, die die Musik in ungewöhnlicher Besetzung spielten, irgendwie in die Ferne getragen. Auch diese Musik war eher leise, das Spiel sensibel und einfühlsam.

Und wieder bleibt es so, die nächste Interpretin auf der Bühne singt ein spanisches Lied, „Nuestro Camina“. Es war nicht nötig spanisch zu können, um zu verstehen, um was es hier geht: Liebe, Sehnsucht, Glück. All das machte die Sängerin deutlich, allein – auf der Bühne.

Nach der Pause wurden die Ensembles größer und die Musik lauter.
Es begann mit dem Jahrgang 6, 12 kleine Streicherlein spielen Bach, ein Menuett. Alle unterzubringen auf dem begrenzten Raum war eine logistische Meisterleistung, doch es ging und die Kinder konnten zeigen, dass sie etwas gelernt hatten in den eineinhalb Jahren, die sie nun spielen. Auch das zweite Stück, die Musik zu der die Titanic untergeht – für die, die den Film schon länger nicht gesehen haben, solange wie möglich spielt das Streichquartett auf dem Oberdeck des sinkenden Schiffes um die Moral aufrecht zu erhalten – trugen sie angemessen vor. Das Drama war zu hören, am Ende verstummt die Musik und dem Zuhörer blieb, sich vorzustellen, was noch passiert.

Dann wieder eine Darbietung aus dem Unterricht. Eine 10. Klasse sollte etwas Musikalisches darbieten und dabei ihre Komfortzonen verlassen. Also eben nicht das Instrument benutzen, das sie spielen können, sondern etwas Neues  probieren. Hierzu gab es im 2. Teil drei Beiträge und es begann mit einem Stück von Cold Play. Hierfür haben die Schülerinnen und Schüler neue Instrumente gelernt oder sich getraut auf der Bühne zu singen. Auch der nächste Interpret gehörte dazu – er spielte Klavier, ganz allein (schon das wäre für die meisten ein Verlassen ihrer Komfortzone).

Danach ging es wieder auf ein Schiff, die Black Pearl. Captain Jack Sparrow betrat den Raum, nicht er selbst, aber die Musik, die seine Geschichten erzählt. Die Streicher AG des Jahrgangs 8 (wieder 12 Menschen auf der Bühne), beschwörten die Piraten herauf und während es mit leisen Tönen losging, wurde es bald laut und aufgewühlt. Die vielen tiefen Streicher (drei Celli und drei! Kontrabässe) ließen dabei die Urgewalt der Meere ahnen.

Bevor der letzte Teil des Musikprojekts der 10. Klasse dargeboten wurde, gab es ein besonderes Ensemble.
Musikerinnen und Musiker der Jahrgänge 5 – 12 (das ist kein Tippfehler, manche kommen zurück, um weiter in Ensembles spielen zu können) spielten gemeinsam und es wurde wieder fröhlich. Die Muppets traten vor unser geistiges Auge „Nun tanzen alle Puppen…“ einige von uns erinnern sich. Mit viel Spaß waren die Musikerinnen und Musiker dabei und hier zeigt sich, dass Musik noch mehr kann, selbst in diesem Alter die Menschen zusammen zu bringen.

Doch dann das Ende. Mit Werkzeugkisten und einer Leiter traten die Jungs auf und sangen „we will rock you“, dass sie dabei in ihr Handy guckten, könnte auch zum Bühnenauftritt gehören- wir wissen es nicht.
In der Pause und vor und nach dem Konzert konnten sich alle einige Ergebnisse des Kunst- und ALUnterrichts anschauen und für das leibliche Wohl sorgten die Musikklassen in Zusammenarbeit mit dem Förderverein. Der Erlös fließt – wie könnte es anders sein – in die Musik.

Es war ein toller Abend, wunderbar moderiert von einer Schülerin der bereits erwähnten 10. Klasse, hier wurde ein Talent entdeckt (und ich weiß sie hat bereits jetzt neue Engagements) und super vorbereitet von eben dieser Klasse.

Die Kinder können stolz sein auf das, was sie gezeigt haben und die Eltern können stolz sein auf ihre Kinder – nein, die Eltern waren stolz auf ihre Kinder, ich habs gesehen –